Es gibt diese Glaubensätze, die viele Menschen einfach unhinterfragt hinnehmen. Zum Beispiel: Das Leben ist kein Ponyhof. Mädchen können keine Mathematik. Und mein Favorit: Wer früh aufsteht, hat was vom Tag. Menschen, die nach dem Frühstück noch einmal ins Bett gehen oder schlimmer noch, gar nicht erst aufstehen, gelten schnell als faul, unambitioniert oder „nicht richtig erwachsen geworden“.
Wer den 5-Uhr Club von Robin Sharma gelesen hat, weiß, wie frühes Aufstehen – konkret um 5 Uhr morgens – zu mehr Produktivität, Klarheit und innerer Stärke führen kann. Die zentrale Methode ist, die gewonnene Stunde mit der 20/20/20-Formel zu füllen: 20 Minuten Bewegung, 20 Minuten Reflexion (z. B. Meditation oder Tsgebuchschreiben), 20 Minuten etwas Lernen (z. B. Ein Sachbuch lesen oder an einer Onlinefortbildung teilnehmen).
Sharma ist ein kanadischer Leadership-Experte, Bestsellerautor und international gefragter Speaker. Er war ursprünglich als Anwalt tätig, bevor er sich ganz dem Schreiben und Coaching widmete. Bekannt wurde er vor allem durch sein Buch „Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte“, das weltweit Millionen Leser:innen inspirierte. In „Der 5-Uhr Club“ (The 5AM Club, 2018) beschreibt er die Stunde zwischen 5 und 6 Uhr als ein besonders wirksames Zeitfenster, um Körper, Geist und Seele zu stärken – bevor der Tag beginnt, die Welt erwacht und man sich produktiv und klar und voller Disziplin den Herausforderungen des Lebens stellt.
Doch ich sage Ihnen etwas: Manchmal ist genau das – zurück ins Bett zu gehen – der klügste, liebevollste Schritt, den Sie tun können.
Es hat nichts mit Trägheit zu tun. Im Gegenteil. Ich finde, es ist ein Akt der Selbstfürsorge. Und rebellisch im besten Sinne. Und zumindest am Wochenende eine wundervolle Idee.
Nach dem Aufstehen vielleicht ein frisch gebrühter Kaffee, ein Rührei mit Toast, ein duftendes Croissant. Der Tisch ist gedeckt, das Licht sanft, der Morgen noch ganz frisch. Und während Ihr Geist langsam wach wird, meldet sich Ihr Körper zu Wort: Ich bin noch nicht ganz bereit.
Hören Sie auf ihn. Er hat recht.
Noch einmal ins Bett zu gehen, nachdem man gefrühstückt hat, bedeutet nicht, den Tag zu verpassen. Es bedeutet, sich selbst Raum zu geben. Zwischen dem Müssen und dem Wollen, zwischen Tageslicht und To-do-Liste. Es ist eine Geste der Achtsamkeit, kein Zeichen von Schwäche.
Diese zweite Ruhe hat etwas Magisches. Sie ist kein tiefer Schlaf – eher ein Schwebezustand. Vielleicht dösen Sie nur ein wenig, vielleicht lassen Sie Ihre Gedanken treiben, blättern in den Modezeitschriften, für die es im Alltag nie Zeit gibt oder hören Musik.
Diese Minuten gehören nur Ihnen. Kein Kalendertermin, keine Nachricht, kein „Ich müsste eigentlich …“ – nur Sie und Ihr Bett. Wenn das kein echter Luxus ist, was dann?
Und wenn Sie wieder aufwachen…
… beginnt der Tag ein zweites Mal. Und zwar mit einer ganz anderen Energie. Weniger gehetzt, weniger fremdbestimmt. Dafür geerdet, gesammelt, bereit.
Die Welt wird sich nicht schneller drehen, nur weil Sie sofort nach dem Frühstück losgerannt sind. Aber vielleicht dreht sie sich ein bisschen schöner, wenn Sie sich selbst den Takt vorgeben.
Falls Sie auf ein Zeichen gewartet haben – das hier ist es: Sie dürfen nach dem Frühstück noch einmal ins Bett gehen. Einfach so. Oder gar nicht erst aufstehen. Ohne sich zu rechtfertigen. Ohne schlechtes Gewissen.
Denn das Leben ist nicht dafür da, abgehakt zu werden.
Alternativ: Orientieren Sie sich direkt an Ursel Immer Sonntags, manchmal auch Mittwochs und schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe.